Camino Francés Mai 2022

Den meisten dürfte der Camino Francés aus dem Buch von Harpe Kerkeling „Ich bin dann mal weg“ und der gleichnamigen Verfilmung bekannt sein. Es handelt sich um den beliebtesten und bekanntesten Jakobsweg. Über 65% aller Pilger gehen diesen Weg. Der Camino Francés kann theoretisch das ganze Jahr gewandert werden. Da es aber eine Saison bei den Herbergen gibt, ist eine Wanderung mit ausreichend geöffneten Herbergen von Februar bis Oktober möglich.

 

Für den kompletten Weg von St. Jean Pied de Port nach Santiago de Compostela benötigt man für die gesamte Strecke von 775 km zwischen 30 und 50 Tagen. Empfehlenswert ist aber der Abschluss der Pilgerreise in Kap Finisterre oder Muxia. Für die Strecke bis dorthin, knapp 100 km muss man zusätzlich nochmals 3-4 Tage einplanen.

 

Der Camino Francés ist gut beschildert und verfügt über eine sehr hohe Abdeckung an kirchlichen sowie privaten Herbergen und Hotels. In den privaten Herbergen werden Shuttle für den Transport der Rücksäcke (viele wollen oder können Ihr gesamtes Gepäck nicht tragen) angeboten. Dieser Service kostet pro Transport ca. 5.-€. Falls man nicht mehr weitergehen kann oder möchte, kann man sich jederzeit mit dem Handy ein Taxi rufen, um zur Herberge gebracht zu werden.

 

Man muss sich jedoch darüber im Klaren sein, das der Camino Francés gerade in der Hauptsaison stark frequentiert ist. Viele finden die Gespräche mit anderen Pilgern interessant und aufschlussreich. Die Anstrengungen und Erlebnisse gerade bei den Pilgern die den gesamten Weg gehen und von St. Jean Pied de Port gestartet sind, schweißen zusammen und Freundschaften fürs Leben entstehen. Andere Pilger hingegen möchten lieber in Ruhe die Natur genießen und für sich sein. Pilger, die daher die Einsamkeit suchen, gehen in der Nebensaison, in den Wintermonaten oder wählen einen weniger frequentierten Jakobsweg.

 

Für den Camino Francés empfehle ich die App von Wise Pilgrims Wisely + the Camino Francés"  fürs iPhone und für Android. Eine hervorragende App, die ich übrigens von allen Jakobswegen von diesem Anbieter habe.

Zusätzlich ist die „Camino Ninja App" eine sinnvolle Ergänzung. Diese kann kostenlos fürs iPhone oder für Android herunter geladen werden.

Auch die App Jakobsweg (Buen Camino)kann für iPhone und Android kostenlos genutzt werden.

Seit 2006 gibt es zudem die Website www.gronze.com. Hier sind auch alle genauen Informationen zu den Jakobswegen vorhanden und werden nahezu täglich aktualisiert!

 

Wer nicht auf das Hardcover als Buch verzichten möchte empfehle ich das Outdoor Buch Spanien: Jakobsweg Camino Francés vom Conrad Stein Verlag.

Seit Februar 2023 ist auch der sehr beliebten Miam Miam Dodo Wanderführer in Deutsch verfügbar Miam Miam Dodo - Camino Francés.

 

Die Miam Miam Dodo Wanderführer begleiten Pilger auf den Jakobswegen seit 25 Jahren. Von Pilgern für Pilger entworfen und jedes Jahr aktualisiert, bieten sie Wanderern genaue Informationen, sowie die größtmögliche Freiheit und Flexibilität bei der Reiseplanung.

Erstellen Sie ganz einfach Ihre eigenen Etappen dank:

• mehr als 1000 Unterkünften, in einem Abstand von 5 km

zum Jakobsweg

• 110 Karten, besonders übersichtlich und mit dem bisher exaktesten Maßstab auf dem Markt von 1 cm = 375 m (1:37.500), begleitet von Höhenprofilen und geschätzten Gehzeiten

• unsere Etappenvorbereitungstabelle, mit der Sie Ihre tägliche Marschstrecke entsprechend Ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit unter Berücksichtigung vorhandener Unterkunftsmöglichkeiten planen können. Finden Sie auch:

• kulturhistorische und religiöse Angaben

• praktische Informationen zur Reisevorbereitung

• einen kleinen Sprachführer.



 

Camino Francés

von Saint-Jean-Pied-de-Port

nach Santiago de Compostela

Vom 4.5.2022 bis 2.6.2022

800 km

Übersichtskarte vom Conrad Stein Verlag


Camino Frances 4.5.2022 Anreise 

Von Köln/Bonn bin ich mit dem Flugzeug nach Biarritz geflogen. Der Flieger landete pünktlich um 19:00 Uhr. Vom Flughafen fuhr ich dann mit dem Shuttle Bus Linie 4 in die Innenstadt nach Bayonne, wo ich mir das Hostel 20 gebucht hatte. Unser Raum war komplett mit Pilgern voll. Mit einer Pilgerin, die ich im Bus getroffen hatte, ging ich zum Thailänder um die Ecke essen. Dann  wollte ich rechtzeitig ins Bett, da ich um 6 Uhr früh aufstehen wollte. Der erste Zug nach St-Jean-Pied-de-Port fährt um 6.40 Uhr ab. 


Camino Frances 5.5.2022 Tag 1. 

St-Jean-Pied-de-Port - Burguete 28.5 Km + 1.450 Höhenmeter

Die ganze Nacht habe ich kaum geschlafen. Im Zimmer war Sauerstoffmangel, obwohl ich Nachts ein paar mal die Fenster gekippt hatte. Um 6 Uhr bin ich aufgestanden und zum Bahnhof gegangen. Dort gab es zwei Schoko Croissants und einen Kaffee zum Frühstück, während ich auf den Zug gewartet hatte. Ich zahlte 7.50 € für das Ticket. Nach 45 Minuten fahrt mussten wir aus dem Zug in einen Bus umsteigen. Nachdem ich mir im Pilgerbüro einen Stempel geholt hatte, sowie eine Flasche Wasser im Café, startete ich. Um diese Uhrzeit war es in der Stadt noch total leer und die meisten Geschäfte hatten noch geschlossen. Wie immer startete die Etappe direkt mit einem knackigen Anstieg, der mir heute besonders anstrengend vorkam. Ich bin aus der Form. Das letzte mal hatte ich mich ja vorher 25 Tage in Frankreich einlaufen können und diese Etappe war da deutlich leichter. Unterwegs traf ich Nico und Udo mit denen ich bis nach Roncesvalles zusammen lief. Das Wetter war sehr nebelig, frisch bis kühl, mit Regenschauern und viel Wind. Trotz kurzer Hose macht mir die Temperatur an den Beinen nichts aus. Um 15.30 Uhr erreichten wir die Herberge vor dieser Bereits eine Schlange von 40 Personen stand. Da nur noch reservierte Personen direkt dran kamen, wurden Ketten mit Farben von den Mitarbeitern verteilt. Die Farben wurden dann der Reihe nach abgearbeitet. Wir hatten Grün bekommen, welches die vorletzte Farbe war. Da wir bereits 45 Minuten gewartet hatten und ich keine Lust hatte noch 1-2 Stunden im Eingangsbereich rum zu stehen, buchte ich mir spontan ein Hotel in 3.5 km Entfernung. Hier habe ich ein eigenes Zimmer mit Bad, viel Platz und kann durchschlafen.


Camino Frances 6.5.2022 Tag 2. 

Burguete-Larrasoana 26 Km + 600 Höhenmeter

Um 7.30 Uhr holten mich Nico und Udo vor meinem Hotel ab. Nach 4 km machten wir in der ersten Bar eine kurze Frühstückspause. Das Wetter war zunächst wieder bewölkt und recht frisch, wurde aber immer wärmer und auch die Sonne ließ sich blicken. Heute waren bereits unzählige Pilger auf dem Weg unterwegs. In Zubiri kauften wir im Supermarkt einige Lebensmittel und machten am Brunnen Mittagspause. Ein großer Marder mit bauschigem Schwanz lief plötzlich an uns vorbei und versteckte sich unter einem Auto. Ich telefonierte einige Herbergen ab und konnte drei Plätze in einer Herberge 5 km entfernt in Larrasoana reservieren. Um 15 Uhr erreichten wir die Herberge und teilten uns nach dem Check-in eine Waschmaschine und den Trockner. In der Herberge wird um 19.30 Uhr ein Pilgermenü serviert. 


Camino Frances 7.5.2022 Tag 3. 

Larrasoana-Uterga 34.5 Km + 800 Höhenmeter

Heute Morgen starteten wir um 7 Uhr ohne Frühstück. In Zuriain konnten wir dann leckere Tortilla und Frischen Kaffee genießen. In Pamplona angekommen aßen wir ein Baguette mit Serano Schinken und Käse und machten auf einer Bank in der Sonne rast. Hier buchten wir über Booking.com unsere heutige Herberge. Wir machten noch einen kurzen Abstecher zur Stierkampfarena bevor wir unseren Weg fortsetzten. Da heute Samstag ist, war die Stadt gut mit Touristen gefüllt. Das Wetter war gegen Mittag bereits sehr sonnig und der Himmel wolkenlos. Der Aufstieg zum Alto de Perdon war nochmal herausfordernd, bot aber bei diesen Wetterbedingungen einen perfekten Ausblick über die Landschaft. Die letzten 3.5 Kilometer ging es dann den felsigen Weg bergab, bis wir gegen 17 Uhr Uterga erreichten. Auch diese Herberge war komplett voll und viele Pilger, die nicht reserviert oder über Booking.com gebucht hatten, wurden abgewiesen. Bereits um 18 Uhr gab es Abendessen. Nach dem Essen versorgte ich noch Nicos Füße, da dieser leider einige Blasen hatte. 


Camino Frances 8.5.2022 Tag 4. 

Uterga-Estella 29 Km + 600 Höhenmeter

Um 7 Uhr starteten wir leider erneut ohne Frühstück, da noch alles geschlossen hatte. In Puente la Reine konnten wir dann endlich frühstücken. Ohne Kaffee läuft es sich immer schlecht. Aufgrund des starken Sonnenscheins und der hohen Temperaturen war die heutige Etappe recht anstrengend. Ich ging daher den ganzen Tag mit meinem Sonnenschirm. Um 15 Uhr erreichten wir unsere Herberge Agora Hostel. Nach der Dusche aßen wir eine leckre Pizza zum mitnehmen auf dem Kirchenplatz. 


Camino Frances 9.5.2022 Tag 5. 

Estella-Los Arcos 22.5 Km + 450 Höhenmeter

Letzte Nacht habe ich wirklich gut geschlafen. Endlich mal wieder konnte ich fast ganz durchschlafen. An einer Tankstelle konnten wir einen frischen Kaffee trinken und einen Donut essen. Hier trafen wir bereits weitere Pilger. Es sind aktuell tagsüber wirklich Pilgerschlangen unterwegs. Die meisten Pilger sind jedoch über 50 Jahre alt und laufen zu über 95% mit Tagesrucksack. In unserem Hostel reihte sich eine Schlange von Pilgerrucksäcken am Morgen auf, welche transportiert werden. Obwohl so viele Pilger unterwegs sind haben wir gestern in Estella keine Pilger angetroffen. Die meisten erreichen um 13 Uhr ihre Herberge und liegen nach dem Duschen im Bett, bis es Abendessen in der Herberge gibt. Das Wetter war bereits am Morgen schon sehr warm und im Laufe des Tages stieg die Temperatur auf 24 Grad an. Überall auf dem Weg sah man Pilger an Pilger aufgereiht. Ein Pilger aus Holland ist mit seinem Schäferhund unterwegs. Dieser trägt einen kleinen Rucksack und hat auch Schuhe an. In Arcos haben wir heute ein ganzes Ferienhaus für uns.


Camino Frances 10.5.2022 Tag 6. 

Los Arcos-Logroño 28 Km + 500 Höhenmeter

Aufgrund der zu erwartenden Temperatur starteten wir heute bereits um 6.30 Uhr. Schon um diese Uhrzeit war ein Pilgerstrom unterwegs. Heute trafen wir auch auf drei Mönche die mit Kutte und Rucksäcken pilgerten. In Torres del Rio und in Viana machten wir eine Pause, tranken und aßen etwas zur Stärkung und genossen den Schatten. Um 15.30 Uhr erreichten wir unsere Albergue Santiago de Apostel. Wir hatten hier einen eigenen Raum mit Bad und vier Betten für 60.-€ gebucht. 


Camino Frances 11.5.2022 Tag 7. 

Logroño-Nájera 30 Km + 500 Höhenmeter

Um 6.30 Uhr starteten wir. Leider hatten noch alle der zahlreichen Cafés, die wir auf dem Weg aus der Stadt heraus passierten geschlossen. Nach 12.5 km erreichten wir Navarette und gingen in das erste Café neben der Kirche. Hier waren bereits 50 Pilger vor Ort. Eine lange Schlange stand an der Bar an um die Bestellung aufzugeben. Nachdem wir fertig waren, kauften wir noch einige Dinge im Supermarkt für unterwegs ein. In Ventosa legten wir einen weiteren Stopp ein und trafen erneut auf viele Bekannte Pilger. Die letzten 10 km bis Nájera wurde es wieder richtig warm und Udo und ich waren froh unseren Sonnenschirm zu haben. In unserer Herberge Albergue Nido de Cigüeña haben wir ein eigenes Zimmer für drei Personen mit eigenem Bad für 50 €. Im Supermarkt kauften wir für unser Frühstück und Abendessen in der Herberge ein. In einem Haushaltswarengeschäft auf dem Rückweg, kaufte ich mir noch ein kleines Taschenmesser für 8.50 €. Heute aß ich Mango, Orange und Kiwi mit Früchten. 


Camino Frances 12.5.2022 Tag 8. 

Nájera-Grañón 29 Km + 550 Höhenmeter

Heute Morgen frühstückten wir in der Herberge. Die Strecke war recht eintönig. Unterwegs trafen wir eine riesige Gruppe Schulkinder, die ein Stück des Weges wanderten. Wir wurden von ihnen interviewt und über den Camino und unsere Wanderung ausgefragt. Heute war der Himmel etwas bewölkt und die Temperatur deutlich angenehmer zum wandern. Mit Udo teile ich mir heute ein großes Zimmer in einer Herberge, während Nico in der Kirchlichen Herberge übernachtet. Dort wird mit Matten auf dem Boden geschlafen und abends gemeinsam gekocht. Das Essen in dem Cafe My Way war lecker, jedoch waren die Portionen so klein, das ich beide Gerichte bestellen musste um satt zu werden. In der Jesus Bäckerei kauften wir noch einige leckere handgemachte Plätzchen. 


Camino Frances 13.5.2022 Tag 9. 

Grañón-Villafranca Montes de Orca 28 Km + 500 Höhenmeter

Nico holte uns um 6.30 Uhr an unserer Herberge ab. Heute Morgen war es neblig und angenehm kühl. Auf dem Weg nach Belorado fanden wir einen Salamander der auf der Straße saß. Wir trugen ihn auf die andere Seite und setzen ihn ins Grüne ab. Leider war erst in Belorado nach 12 km das erste Café geöffnet. Um 11.30 Uhr wurde es schlagartig richtig warm, der Nebel und die Wolken waren verflogen. In der heutigen Herberge San Anton Abad konnten wir leider nur drei Betten im großen Schlafraum bekommen. Um 17 Uhr gingen wir zum Supermarkt in der Nähe und kauften einige Sachen für unser Frühstück ein. Vor dem Abendessen versorgte ich noch die mit Blasen versehenen Füße von drei Pilgern. Das Menü del Dia war sehr üppig und lecker. 


Camino Frances 14.5.2022 Tag 10.

Villafranca Montes de Orca-Cardeñuela Riopico 25 Km + 400 Höhenmeter

Bereits um 3.15 Uhr früh!!! haben zwei Koreaner ihre Rucksäcke gepackt und sind gestartet. Die Leute haben wirklich einen an der Waffel. Die Pilger sind generell nur noch gehetzt. Jeder rennt und flüchtet von Herberge zu Herberge. Ab 4.30 Uhr war der Schlafraum wie ein Bienenstock. Permanent rannte jemand die Tür rein und raus. Wir aßen und tranken um 6 Uhr im Vorraum der Herberge etwas. 6 Uhr früh ist aktuell schon recht spät, im Schlafsaal waren nur noch 20% der Betten belegt. Direkt folgte ein langer steiler Anstieg zum Alto de la Pedraja und darauf ein langer Abstieg nach Agés. In Sierra de Atapuerca lag das Gipfelkreuz, von wo aus man bei dem guten Wetter, einen tollen Ausblick über die Umgebung hatte. Bereits um 13.15 Uhr erreichten wir unsere Herberge Santa Fe, wo wir einen Raum mit Bad und Toilette für uns hatten. 


Camino Frances 15.5.2022 Tag 11.

Cardeñuela Riopico-Tardajos 25 Km + 250 Höhenmeter

Die Nacht hatte ich sehr gut geschlafen. Um 6.30 Uhr starteten wir in Richtung Burgos. Bereits nach 300 m trafen wir die Dänin die vor der Herberge stand. Sie hatte die Tür hinter sich zugezogen aber ihre Stöcke drinnen vergessen. Mit einer Karte versuchte ich zunächst den Türschnapper zu öffnen, was leider nicht gelang. Da noch ein Pilger im oberen Stock war, ging ich um die Herberge und rief laut. Wenig später wurde die Tür geöffnet und wir konnten weiter gehen. Nach 13 km tranken wir in der gleichen Bar wie letztes Jahr einen Café und aßen etwas. Udo und Nico kauften sich für 5 € Tickets für die Kathedrale und besichtigten diese. Eigentlich wollten wir noch einige Besorgungen machen, da heute jedoch Sonntag war, hatte leider alles geschlossen. Nachdem wir etwas durch die Stadt schlenderten starteten wir die heutige letzte Etappe. Udo wollte nun etwas langsamer und alleine laufen. Nico und ich erreichten unsere Albergue La Fabrica gegen 13.30 Uhr und nach kurzer Wartezeit konnten wir in unser Zimmer. Udo traf knapp 1 Stunde nach uns ein. Abends gab es unten im Restaurant a la carte zu essen. Die Portionen waren sehr üppig. 


Camino Frances 16.5.2022 Tag 12.

Tardajos-Castrojeriz 31.5 Km + 500 Höhenmeter

Nach 3 km konnten wir in einem Café in Rabe de las Calzadas frühstücken. Die Temperatur war heute angenehm kühl und der Himmel leicht bewölkt. In Hornillos del Camino stoppten wir an der Bar Km 469. Diesmal machte ich ein Selfie mit dem freundlichen Inhaber, der seit 2016 immer geöffnet hatte, wenn ich diesen Ort passierte. In Hontanas trafen wir auf eine Influencerin aus Italien, die sich permanent mit dem iPhone filmte und eine Live Übertragung machte. Sie filmte sich beim Essen, beantwortete User Fragen und redete absoluten Schwachsinn. Nico konnte das Italienisch ja übersetzen. Wir warteten noch auf Udo der kurz nach uns eintraf und besichtigten die Kirche im Dorf. Das letzte Stück bis Castrojeriz war in dieser Jahreszeit sehr schön. Die Felder und Wiesen waren grün und die Blumen blühten. Heute buchten wir die Albergue Rosalia in der ich letztes Jahr schon übernachtet hatte. In der Apotheke füllten wir einige Sachen auf und Udo konnte sich ein neues Paar Einlagen kaufen. Abends gab es ein hausgemachtes leckeres Pilgermenü und für morgen Früh um 6 Uhr haben wir Frühstück bestellt.


Camino Frances 17.5.2022 Tag 13.

Castrojeriz-Boadilla del Camino 19.5 Km + 400 Höhenmeter

Um 6 Uhr gab es ein leckeres Frühstück in der Herberge mit Rührei, Bacon, Kaffee und Toast. Danach begann der Anstieg zum Alto de Mostelares mit 12% Steigung und dem langen Abstieg. Das Wetter war wieder einmal sehr angenehm und dadurch konnte der Anstieg gut und zügig bewältigt werden. Um 11.30 Uhr erreichte ich bereits unsere Herberge En El Camino. Udo und Nico trafen ca. 45 Minuten nach mir ein. Nachdem wir unsere Kleidung mit der Hand gewaschen hatten, entspannten wir etwas im Schatten. Ich behandelte erneut die Füße von einem Mädchen die einige Blasen hatte. Danach fragte mich ein Pilger aus Koblenz, ob ich auch ihm helfen könnte. Seine Füße sahen wirklich schlimm aus. An mehreren Zehen hatte er massiv gefüllte Blasen. Auch an den Innenseiten und Ferse waren sehr große Blasen, deren Reparatur viel Arbeit, Teebaumöl, Blasenpflaster, Nadel+Faden, Geschick und Zeit benötigten. Ich empfahl ihm zudem morgen mit seinen Trekking Sandalen zu wandern und seinen Rucksack die nächsten Tage in die Herberge zu schicken. Abends gab es wieder ein leckeres Abendessen mit insgesamt rund 80 Pilgern in mehreren Räumen. 


Camino Frances 18.5.2022 Tag 14.

Boadilla del Camino-Carrión de los Condes 25 Km + 160 Höhenmeter

Im Hotel direkt neben der Herberge gab es Frühstück. Ich aß ein Stück Kuchen und trank drei Cortado. Die anderen bestellten das Frühstück-Paket. Nico startete etwas vor uns. Der Weg folgte nun dem Kanal bis wir Frómista erreichten. Um 13.30 Uhr erreichten wir unser Hostal Santiago mit eigenem Zimmer. Nach dem Duschen und der Blasenpflege der anderen, gingen wir um 17 Uhr in das nur 200 Meter entfernte Zentrum, um in der Apotheke und den Pilgershops noch einige Sachen zu kaufen. Minzöl, Teebaumöl und Blasenpflaster mussten aufgefüllt werden. Für Katja kauften wir noch ein paar Schuheinlagen für ihre Lowa Renegate Schuhe. Durch die Blasen sind die Schuhe etwas zu eng geworden und drücken. Durch die dünneren Einlagen wird nun etwas mehr Platz im Schuh geschaffen. Da die Bar leider keine vernünftige Schere zum zuschneiden der Einlagen hatte, musste ich diese in einem Schreibwarenladen für 3 € kaufen. Damit klappte das zuschneiden ohne Probleme. Danach gingen wir zu fünft in eine Pizzeria essen. Die Pizza war wirklich sehr gut und schmeckte hervorragend. Udo nahm die Reste der Pizza für seine Pause für den morgigen Tag mit. 


Camino Frances 19.5.2022 Tag 15.

Carrión de los Condes-Moratinos 30 Km + 220 Höhenmeter 

Heute Morgen musste ich zuerst nochmal Katjas Füße verarzten. Nico und Udo starteten schon etwas früher, kurze Zeit später bin ich dann auch los. Nun folgte das 17 km lange Stück, von dem ich wusste das sich zwei mobile Stände befinden wo man Essen und Trinken kaufen kann. Da ich ohne Kaffee und Frühstück gestartet bin hörte ich Musik um schneller voran zu kommen. Am ersten Verpflegungsstand angekommen traf ich Udo und Nico und die anderen Mädels wieder. Ich wollte jedoch noch etwas weiter zum zweiten Stand gehen. Leider war das Areal verschlossen und der Platz verwildert. Ich machte eine kleine Pause, hatte aber nur noch sehr wenig zu trinken dabei. In Calzadilla de la Cueza angekommen bestellte ich erstmal zwei alkoholfreie Bier und Wasser um den Flüssigkeitshaushalt wieder aufzufüllen. In Ledigos folgte der nächste Stop an der Bar. Es war einfach so unglaublich heiß geworden, das die anderen mit der Temperatur zu kämpfen hatten. Ich war wieder einmal sehr froh den Sonnenschirm zu haben. In Terrradillos de los Templarios stoppten drei an einer Herberge, während wir weiter gingen. Nach dem wir unser Hostel in Moratinos erreicht hatten, duschten wir erstmal und setzten uns auf die Terrasse. Wir konnten uns sogar Baumwollhandtücher ausleihen. Wir buchten dann erstmal Sicherheitshalber alle Unterkünfte bis Ponferrada vor. Sabine und Liv hatten im Hostel nur wenige hundert Meter entfernt ein Zimmer bekommen. Abends aßen wir alle Zusammen bei uns. Ich wählte das Menü del Dia, während die anderen von der Karte bestellten.


Camino Frances 20.5.2022 Tag 16.

Moratinos-El Burgo Ranero 28 Km + 400 Höhenmeter

Um 6.30 Uhr gingen wir zur Herberge von Sabine und Liv um diese abzuholen. Da Sabine gerade Kaffee aufgesetzt, hatte bekamen wir noch eine heiße Tasse ab. In Sahagún machten wir unseren ersten Stop und frühstückten etwas. Nun startete das lange Stück welches an den gepflanzten Bäumen entlangführt. Die Temperatur war jetzt schon sehr hoch und wir waren alle froh das wir durch die Bäume, im Schatten laufen konnten. In Bercianos del Real Camino füllten wir nochmal unseren Flüssigkeitshaushalt mit Bier, Wasser und Eis auf. Auf den letzten 7.5 km bis zu unserer Unterkunft wurde es extrem heiß und wir hatten jetzt eine Außentemperatur von 31 Grad erreicht. Im Ort angekommen gab es direkt nochmal eine Abkühlung. Nach der Handwäsche in der Herberge gingen wir zum Supermarkt und ließen uns ein belegtes Baguette machen. Vor der Herberge war ein Deutscher mit drei Hunden der mit Zelt in Deutschland gestartet ist. Da die Hunde recht hungrig wirkten, kaufte ich im kleinen Supermarkt drei Dosen Nassfutter und gab ihnen diese zum fressen. Um 19 Uhr gingen wir zum Abendessen, wo ich für Liv und Paul über Booking.com ein Hotel in Leon buchte. Beide wollten morgen bis dort hin knapp 38 km laufen. 


Camino Frances 21.5.2022 Tag 17.

El Burgo Ranero-Arcahueja 29.5 Km + 150 Höhenmeter

Die Nacht über war es furchtbar warm und laut. Der Hospitaliero schloss sogar noch bevor er ging die Eingangstür zum Schlafraum. Diese ließ sich nicht mehr von innen öffnen, weshalb ich durch den Duschraum nach außen ging, um diese wieder zu öffnen. Selbst mit offener Eingangstür und am offenen Fenster liegend, gab es kaum Durchzug und es war schwül warm. Die Hochbetten waren so klapprig, das jede minimale Körperbewegung des anderen ungefiltert weitergegeben wurden. Um 5 Uhr standen wir auf und gingen in die Küche. Da es dort keine Gläser gab nahm Liv ein Gurkenglas für den Kaffee. Da die Mikrowelle leider auch nicht funktionierte, mussten wir das Wasser am Herd aufkochen. Heute Morgen war es zum Glück etwas bewölkt und von der Temperatur sehr angenehm. Da der Himmel ganztägig leicht bewölkt blieb, wurden wir nicht wie gestern von der Sonne gegrillt. Vor unserer Herberge verabschiedeten wir Liv, da diese noch 8 km weiter bis nach Leon gehen wollte. Im einzigen Restaurant im Dorf ließen wir uns zum Abendessen Brote belegen, da das Restaurant erst ab 21 Uhr geöffnet hatte. Hier im Ort ist kein einziger Pilger. Bereits ab 12 Uhr haben wir, wie auch schon die letzten Tage keinen Pilger mehr auf dem Weg gesehen. Um diese Zeit sind alle bereits in der Herberge. 


Camino Frances 22.5.2022 Tag 18.

Arcahueja-Villadangos del Páramo 27 Km + 350 Höhenmeter

Um kurz nach 6 Uhr starteten wir in Richtung Leon und erreichten das erste Café an der Kathedrale um 8.30 Uhr. Nun frühstückten wir erst einmal in Ruhe. Kurz nachdem wir uns setzten kam Henriette, welche gestern 5 km hinter uns übernachtet hatte. Um 9.30 Uhr kauften Nico und Udo jeweils Tickets für 7 €, um die Kathedrale zu besichtigen. Ich ging während dessen in den Supermarkt und kaufte etwas Verpflegung ein. Kurz darauf traf auch Liv und Paul ein die ja in Leon übernachtet hatten. Gemeinsam starteten wir dann aus Leon heraus, während Udo noch etwas in der Stadt bleiben wollte. Die heutige Route ging ausschließlich an der Straße entlang und ist meiner Meinung nach die grausamsten 40 Km, des gesamten Camino Frances. Bisher bin ich immer in La Virgen del Camino auf der Scenic Route gelaufen, welche bedeutend schöner ist. Aufgrund unserer heutigen Unterkunft im Hotel Avenida III, war dies aber leider nicht möglich. Paul und Liv fanden zum Glück noch ein freies Zimmer zum Sonderpreis im Hotel. 


Camino Frances 23.5.2022 Tag 19.

Villadangos del Páramo-San Justo de la Vega 27 Km + 400 Höhenmeter

Da es heute nochmals knapp 13 km an der Straße lang ging, startete ich mit Kopfhörer und noice cancelling Modus. Der Berufsverkehr auf der Straße war extrem hoch und dementsprechend laut war es. Erst in Hospital de Orbigo, konnte ich im kleinen Supermarkt, der gerade öffnete als ich eintraf etwas einkaufen. Heute waren wieder unheimlich viele Gruppen von älteren Buspilgern mit Reiseführer unterwegs. Diese werden mit großen Reisebussen zu bestimmten Abschnitten gefahren und dann wo anders nach ein paar Kilometern wieder eingesammelt. Nachdem ich den Bauernhof passiert hatte,  erreichte ich das Gedenkkreuz, wo ich 2016 meinen beschrifteten Stein abgelegt hatte. Zielstrebig steuerte ich die Stelle an und fand ihn direkt wieder. Die Schrift ist zwar kaum noch zu erkennen, jedoch ist er ja schon seit 7 Jahren dem Wetter ausgesetzt. Um 13.30 Uhr erreichte ich unser Hostel Juli mit Privatzimmer und Bad für 60 €. 


Camino Frances 24.5.2022 Tag 20.

San Justo de la Vega-Foncebadón 30 Km + 700 Höhenmeter

Nach 4 km fanden wir in Astorga ein kleines Café wo wir frühstücken konnten. Heute war es sehr frisch und windig. Nach einem weiteren Stop in Santa Catalina zog ich sogar meine lange Hose an. Dann wurde mir jedoch nach einigen Kilometern bergauf zu warm und ich wechselte wieder auf meine Short. Nach dem letzten Stop in Rabanal del Camino brauchten die kalten Füße erst einmal 30 Minuten, um warm zu werden. Ich startete mit Nico alleine, da Udo noch nicht eingetroffen war. Nun began der Aufstieg nach Foncebadón. Es wurde stürmisch und immer kälter. Da ich mir die Oberschenkel mit Tiger Balsam eingerieben hatte, waren die Oberschenkel jedoch schön warm. Kurz vor der Herberge Albergue El Convento de Foncebadón began es leicht zu nieseln. Wir checkten rasch ein und luden eine Waschmaschine und den Trockner. Udo traf ca. 90 Minuten nach uns ein. Mehrere Pilger versuchten vergeblich noch einen Platz zum Übernachten zu bekommen, leider vergeblich da alles ausgebucht sei. Auch für einen Pilger dem ein 3er Zimmer zugesichert wurde, war kein Platz mehr. 40 Minuten später kam er wieder zurück und auf einmal gab es doch noch ein freies 3 Personen Zimmer für 60 €. Absoluter Irrsinn, da der nächste Stop 11 km entfernt ist. Um 19 Uhr gingen wir in die nur 50 Meter entfernte Pizzeria essen. 


Camino Frances 25.5.2022 Tag 21.

Foncebadón-Ponferrada 27.5 Km + 350 Höhenmeter

Um 6.30 Uhr starteten wir in Richtung Cruz de Ferro um rechtzeitig zum Sonnenaufgang dort zu sein. Da es draußen gerade einmal 3 Grad hatte, startete ich mit langer Hose, Jacke und Mütze. Ein paar Handschuhe dazu wären schön gewesen, den es was wirklich frisch. Unterwegs trafen wir weitere Pilger die wohl die gleiche Idee hatten. Der Himmel war nur minimal bewölkt und der Sonnenaufgang daher sehr gut zu sehen. Nach einigen Fotos setzten wir uns wieder in Gang und fanden nach 2 km einen Wohnwagen-Stand wo frischer Kaffee und Kuchen angeboten wurde. Bei der Temperatur mussten wir einfach zuschlagen, da es eigentlich erst nach 12 km das erste Café geben würde. Während des langen Abstieges nach El Acebo lief ich auf der Straße um die Landschaft genießen zu können und nicht permanent auf den steinigen Feldweg zu schauen, um nicht umzuknicken. Während des Stopps bestellte ich Tortilla, Banane und Kaffee. Die Tortilla wurde jedoch von den Hippi Aushilfen vergessen und so startete ich leider nur mit einer Banane im Magen. Auf dem steinigen Abstieg nach Molinaseca wo man sehr konzentriert jeden Schritt plant konnte ich von einer netten Pilgerin, einen großen Müsliriegel ergattern. Gestärkt konnte ich weiter laufen und ließ mir im Supermarkt erstmal ein Baguette mit Schinken und Käse zur Stärkung belegen. Nico, Paul und Liv passierten mich während der Pause und liefen schonmal nach Ponferrada vor. Kurz nach meiner Pause traf ich Martyna und setzte sie an der öffentlichen Herberge ab. Unser Hostel Nirvana lag auf dem Jakobsweg, jedoch noch weitere 1.8 km entfernt. Nico war bereits schon im Zimmer eingetroffen und Udo folgte ca. 60 Minuten später. Wir haben wieder ein schönes Zimmer mit Bad. 


Camino Frances 26.5.2022 Tag 22.

Ponferrada-Villafranca del Bierzo 23 Km + 400 Höhenmeter

Da es am Morgen recht frisch war starteten wir mit Jacke. Nach kurzer Zeit wurde es wärmer. Ich entschied mich diesmal bei der Abzweigung für das kürzere Stück, welches zunächst an der Straße lang geht. Wir haben ein Privatzimmer im San Nicolas El Real, einen ehemaligen Kloster. Abends gingen wir in die Stadt zusammen mit Liv und Paul die auch im Ort übernachteten. Udo und ich hatten das Pilgermenü, welches wirklich hervorragend war. Spagetti Carbonara als Vorspeise, dann Steak mit Pommes, Kaffee und Vanillepudding mit Keks und das für nur 15 €. Wir waren pappsatt und konnten uns fast nicht mehr bewegen. 


Camino Frances 27.5.2022 Tag 23.

Villafranca del Bierzo-Laguna de Castilla 26.5 Km + 950 Höhenmeter

Am Ortsrand bekamen wir in einer kleinen Bar, in der ich früher schon mal war, leckeren Kaffee. Danach begann das ca. 10 km lange Stück auf Asphalt direkt neben der Landstraße. Ich hörte erneut Musik um mich von der öden Strecke abzulenken. Nach Hospital begann dann der steile Anstieg nach O Cebreiro. Die Temperatur war um die Mittagszeit schon weit über 28 Grad und die UV Strahlung war massiv. Der Schweiß lief mir in Strömen und es war unglaublich anstrengend. In La Faba machte ich in der Bar noch mal einen Stop und auf einmal erkannte ich ein bekanntes Gesicht. Ich fragte den Mann, ob er nicht letztes Jahr im August in Finisterre in der Bar gesessen hatte. Dort hatte ich mich nämlich mit ihm unterhalten. Er wohnt hier in La Faba und half dem Besitzer der Bar kurzzeitig beim Bedienen. Dann folgte erneut ein steiler Aufstieg bis zu unserer heutigen Unterkunft. Auf dem Weg traf ich zwei Pilger die dem Kreislaufkollaps nahe waren. Ich sagte ihnen dass sie sich in den Schatten setzen sollten um 15 Minute Pause zu machen. Alle sind so am hetzen, obwohl sie bereits eine Unterkunft reserviert hatten und es erst 13 Uhr war. Ich war heute ziemlich genervt, da ich auf der gesamten Strecke nur zwei Pilger mit echtem Rucksack gesehen hatte. Alle anderen gingen nur mit Tages Rucksack oder ließen sich mit dem Taxi fahren. Als ich die Bar erreichte, saßen bereits die zwei Australia, welche ebenfalls mit 10 Liter Decathlon Rucksack und dem Taxi angereist sind, neben Nico. Nico ist mit Paul ohne Pause durchgelaufen und war daher schon fast 45 Minuten vor mir da. Udo folgte 1.5 Stunden nach mir und war von heutigen Etappe mehr als begeistert. Ich brachte ihm direkt ein kühles Bier um ihn zu erfrischen. 


Camino Frances 28.5.2022 Tag 24.

Laguna de Castilla-Tricastela 24 Km + 450 Höhenmeter

Nach 1.5 Kilometern Anstieg und traumhafter Ausblicke auf Berge und Täler, erreichten Udo und ich den Grenzstein. Nico war schon etwas früher aufgebrochen. In O Cebreiro öffnete genau als wir eintrafen eine Bar und wir konnten frischen Kaffee genießen. Ein süßer Kundewelpe wuselte durch die Bar und wollte von den Pilgern gefüttert werden. Beim Alto de Poio gab es nach der anstrengenden Steigung ein kühles Getränk. Hier war auch eine Hundewelpe vor Ort der zwischen den Pilgern herumlief. Ich hab ihm etwas von meiner Salami zu essen, welche ihm sehr schmeckte. In Filloval nach dem längeren steilen Abstieg konnte man sich im Garten der Bar gemütlich hinsetzen. Hier waren viele neue Pilger zu sehen, zum Teil jedoch auch bekannte Gesichter. In der Albergue Atrio angekommen, sprang ich schnell unter die Dusche und schnappte mir den Wäschekorb. Für 8 € können wir unsere Kleidung waschen und trocknen lassen. 


Camino Frances 29.5.2022 Tag 25.

Tricastela-Sarria 17.5 Km + 650 Höhenmeter

Direkt neben unserer Herberge hatte morgens bereits die Bar geöffnet, wo wir gestern zu Abend gegessen hatten. Ich hatte mich auch diesmal für die etwas kürzere Etappe entschieden, die landschaftlich jedoch äußerst schön ist. Am höchsten Punkt angekommen gab es einen tollen Ausblick über das Tal und den tief liegenden Nebel. Nach einem längeren Abstieg erreichte ich den feuchten Nebel. Die Temperatur war nun deutlich kühler und die Luftfeuchtigkeit sehr hoch. Bereits um 11.30 Uhr erreichte ich das Hostel DP Cristal. Leider war der Check in erst ab 14:00 Uhr möglich und so setzte ich mich daher in die zugehörige Bar. Kurz nach mir traf Udo ein, etwas später folgte Nico, der die längere Variante gegangen war. Wir warteten bis 14:00 Uhr, bis wir in unser Zimmer konnten. Um 19.30 Uhr gingen wir mit Liv und Paul in eine Pizzeria in der Nähe zum Essen. Während des Essen fing es heftig an zu Regnen. Zum Glück hörte der Regen exakt dann auf als wir am bezahlen waren. 


Camino Frances 30.5.2022 Tag 26.

Sarria-Portomarin 23.5 Km + 1.000 Höhenmeter

In der Bar unseres Hostels, konnten wir morgens frühstücken. Bereits nach kurzer Zeit war schon die deutlich höhere Anzahl von Pilgern sichtbar. Zum Teil staute sich der Verkehr bei schmalen Passagen, da immer wieder Pilger stehen blieben um ein Foto zu machen. Mit ihren Stöcken blockieren sie dann den Weg und nur mit Mühe war ein passieren möglich. Es begann plötzlich zu regnen und auch die Temperatur sank stark ab. Ich zog mir deshalb meine wärmere kurze Hose an. Ich passierte den 100 km Stein, der letztes Mal noch komplett bunt bemalt war. Offensichtlich wurde der Stein komplett gereinigt oder ausgetauscht. Als ich in Portomarin die Brücke überquerte, fiel mir direkt der niedrige Wasserpegel auf. Heute konnte ich direkt in der Albergue Manuel einchecken, wo Nico bereits vor mir eingetroffen war. Udo folgte mit einigen Souvenirs etwas später. Abends gingen wir in das Restaurant Xoanes essen. Es gab leckeren Pulpo und Suppe. Als wir bezahlen wollten, trafen noch einige Bekannte Gesichter von früher ein und so blieben wir noch zusammen bis 22 Uhr im Restaurant sitzen. 


Camino Frances 31.5.2022 Tag 27.

Portomarin-Palas de Rei 26 Km + 1.350 Höhenmeter

Nico startete um 6.30 Uhr, da er ja heute bis nach Melide gehen wollte. Udo und ich fanden Direkt neben unserer Herberge ein Café, welches bereits geöffnet hatte. Nach Toast mit Marmelade und Kaffee konnten wir starten. Es ging zunächst über eine der drei Brücken, dann folgte ein langer Anstieg. Auch hier war bereits nach 400 Metern der erste Touri Stand mit Souvenirs und Stempelstation aufgebaut. Nach einigen Kilometern fing es an zu regnen und fast alle Pilger zogen die gleichen Ponchos an. Gefühlt alle 2 Kilometer gab es eine Bar, Snackautomat oder Stand um die Pilger mit überlebenswichtiger Nahrung und Getränken zu versorgen. Um 13 Uhr erreichte ich unser Hostal hospedaxe Casa Avelina. Udo folgte etwas später. Ab 14 Uhr begann es draußen massiv zu regnen und Bäche mit Wasser floßen die Straße herunter. Abends gingen wir vor dem Abendessen noch in einen Supermarkt, um ein paar Snacks für den nächsten Tag zu kaufen. Im Restaurant bestellte ich mir vorher Pulpo und dann teilten wir uns eine Paella Pfanne mit Gemüse. Auf dem Weg zur Herberge trafen wir dann noch ein paar andere Pilger. 


Camino Frances 1.6.2022 Tag 28.

Palas de Rei-Arzúa 15 Km + 300 Höhenmeter

Heute Morgen war das Wetter recht trüb, jedoch von der Temperatur mit 15 Grad sehr angenehm. Nach einigen Kilometern verdunkelte sich der Himmel jedoch und Wind zog auf. Die Anzeichen für einen heftigen Regenschauer. Dieser folgte dann auch 30 Minuten später. Es schüttete heftigst und der Himmel war schwarz. Da ich nicht davon ausging das sich das Wetter die nächsten Stunden ändert und ich keine Lust hatte mich 2 Stunden irgendwo unterzustellen, rief ich mir in einem Laden ein Taxi. Nach 25 Minuten Fahrt und für 15 €, erreichte ich in Arzúa meine gebuchte Unterkunft Pensión Carballeira. Nach einer Dusche ging ich in den nebenanliegenden Waschsalon, wusch und trocknete meine Kleidung. Das Wetter klarte nun auf, der Himmel war fast wolkenlos und die Sonne schien. Abends gingen wir in die Pizzeria Fornaccio essen. Wir waren bereits um 18:45 Uhr vor Ort, da diese um 19:00 Uhr öffnete. Es gab nur noch einen freien zweier Tisch im gesamten Laden, den wir uns sicherten. Ab 19 Uhr strömten dann viele Pilger ein und wollten dort essen, was leider aufgrund der besetzten Tische nicht möglich war. Nach dem Essen setzten wir uns noch gemütlich auf die Bank vor der Kirche und beobachteten die vielen vielen Pilger. Manche waren extra fein gekleidet um in die Restaurants zu gehen. Es waren zudem viele Kinder und Jugendliche in großen Gruppen unterwegs. 


Camino Frances 2.6.2022 Tag 29.

Arzúa-Santiago de Compostela 39.5 Km

Nach einem kurzen Frühstück starteten wir. Die Temperatur war mit 14 Grad sehr angenehm. Die Wege waren teilweise aufgrund des vielen Regens gestern noch sehr schlammig und nass. Auch heute war für 9 Uhr erste Regenschauer angekündigt. Fast zeitgleich mit meinem ersten Stop nach 10 km fing es an zu Regnen. Ich musste knapp 45 Minuten in der Bar bleiben, bis sich der Regen soweit verringert hatte, um nur mit dem Schirm weiter laufen konnte. Heute waren erstaunlich wenige Pilger unterwegs. Die letzten 15 Kilometer bis Santiago traf ich niemanden mehr. Als ich um 16.30 Uhr die Kathedrale erreichte warteten Udo und Nico bereits auf mich. Wir machten ein Foto und gingen dann direkt zum Pilgerbüro. Da so wenig Pilger vor Ort waren konnte man noch um diese Uhrzeit eintreten. Wir bekamen die Nummer 1162 und mussten ca. 1 Stunde im Garten warten, bis wir an der Reihe waren. Nico checkte zwischenzeitlich schon in unserer Unterkunft PR25 de Julio ein. Nach dem Duschen trafen wir uns mit Paul und Liv zum Abendessen. Die Portionen waren wieder so groß, das alleine die Vorspeise ausgereicht hätte. Das Essen war sehr lecker und wir gingen alle völlig satt zu Bett.


Camino Frances 3.6.2022 Santiago de Compostela 

Nachdem wir richtig ausgeschlafen hatten gingen wir in ein kleines Café zum Frühstücken. Trotz das wir die ersten Gäste waren, mussten wir lange auf unser Essen warten. Die Frau war im Laden ganz alleine und durchgehend damit beschäftigt Kaffee zu machen. Unser Jogurt mit Früchten und Toast mit Banane schob sie immer weiter zurück. Erst als eine Kollegin ca. 30 Minuten später eintraf, bekamen wir unser Essen. Danach schlenderten wir ein wenig durch die Stadt und um kurz vor 12 Uhr mussten wir aus unserem Hotel auschecken. Udo konnte bereits um 12 Uhr in seine Unterkunft für heute einchecken, daher wollte Nico und ich unseren Rucksack bei Ihm im Zimmer deponieren, was der Inhaber leider nicht zuließ. Also trugen wir unseren Rucksack weiter durch die Stadt, bis wir um 15 Uhr in unserer Unterkunft einchecken konnten. Bis zum Abendessen blieb ich im Hotel, da es erneut draußen zu Regnen anfing. Nico brachte zusammen mit Paul Liv zum Bahnhof. Um 19.30 Uhr gingen wir dann zusammen mit Paul ins UDON Restaurant Japanisch Essen. Das Essen schmeckte ausgezeichnet und die Wartezeit sehr kurz. Nach dem Essen verabschiedeten wir uns noch von Paul, da dieser morgen Früh nach Finisterre aufbrechen wollte. 


Camino Frances 4.6.2022 Abreise 

Da heute Samstag war, standen nicht viele Cafés zum Frühstücken zur Verfügung. Wir fanden jedoch ein Hotel mit Café in der Nähe und setzten uns dort hin. Hier war der Ideale Platz um vorbeikommende Pilger der letzten Woche zu treffen, denn ein Großteil der Bekannten Gesichter wollte heute in Santiago ankommen. Nico und Ilka hatten die letzten Tage bereits über ein Tattoo nachgedacht und so besuchten wir zwei Tattoo Studios, um nach einem Termin zu fragen. Im zweiten Studio konnte ein Termin für 14 Uhr vereinbart werden und so trafen wir uns alle vor Ort wieder. Das Tattoo mit einer Jakobsmuschel dauerte nur knapp 5 Minuten und Nico und Ilka waren über das Ergebnis sehr glücklich. Um 15 Uhr verabschiedete ich mich von Udo und Nico. Bei uns wurde es zum Abschied emotional und ein paar Tränen flossen. Ich holte mir wie immer ein Taxi für 21 € zum Flughafen. Bereits nach der Sicherheitskontrolle wurde angezeigt das der Flug Verspätung haben sollte. Nach zwei Stunden Verspätung gab es noch immer keine Information wie es weiter gehen würde. Schließlich startete der Check-in. Da ich jedoch im Wartebereich weiter sitzen blieb, konnte ich sehen das die Passagiere lediglich in den Übergang geschickt wurden, unten jedoch keiner herauskam. So standen über 100 Passagiere dicht gedrängt im Engen Raum und dem Treppenhaus zum Teil mit Kleinkindern für über 1 Stunde fest, bis schließlich die ersten wieder wutentbrannt in Terminal zurück stürmten. Wir bekamen trotz der langen Wartezeit keinerlei Wasser oder Snacks gereicht. Hier zeigt sich wieder einmal wie eine Billig Airline mit Kunden umgeht. Erst nach einer weiteren Stunde Wartezeit wurde plötzlich ganz hektisch nochmals das Boarding der Maschine durchgeführt. Statt um 17.45 Uhr flogen wir schließlich erst um 22.15 Uhr ab und landeten um 0.30 Uhr in Frankfurt Hahn.   


Nachwort:

Bereits am ersten Tag im Nebel in den Pyrenäen hatte ich Udo und Nico getroffen. Zusammen sind wir knapp 30 Tage lang bis nach Santiago zusammen gewandert, haben die Unterkünfte geteilt und sehr viel Zeit miteinander verbracht. Wir waren ein super Team und hatten eine wirklich tolle Zeit, die mir immer in Erinnerung bleiben wird!   

 

Udo:

Lieber Udo, auch wenn du uns des Öfteren mit deinem Schnarchen Abends geweckt und wach gehalten hast (gleiches gilt wohl auch für mich), warst du unser Ruhepool. Immer entspannt, ruhig und positiv gestimmt bist du mit offenen Augen durch die Landschaft gewandert. Viele Blumen wurden fotografiert, magische Kräuter und Samen für deinen Garten gesammelt oder auch mal an Henriette verschenkt. Mit deinem Eukalyptus Öl hast du unser Zimmer und die Umgebung mit dem Duft versehen. Ich werde wahrscheinlich immer wenn ich Eukalyptus Öl Rieche, an unsere Wanderung denken. Vielleicht werde ich dich ja in Kürze mal besuchen und mir deinen tollen Garten einmal näher anschauen. 

 

Nico:

Lieber Nico, auch wenn du durch unser beider Schnarchen des Öfteren Leiden musstest, bist du trotzdem, zu mindestens nach dem ersten Kaffee energiegeladen, positiv und immer motiviert in den kommenden Tag gestartet. Trotz einiger Blasen und Schmerzen an den ersten Tagen, hast du deine Wanderung stets fortgesetzt. Durch deine hervorragenden Sprachkenntnisse in Italienisch, Spanisch, Deutsch, Schwedisch und Französisch waren wir stets vor allen Unwegsamkeiten auf dem Jakobsweg gefeit. Reservationen in den Herbergen wären ohne deine Hilfe unmöglich für uns gewesen, und so konnten wir uns immer einen guten Schlafplatz zusammen sichern. Du hast mir freundlich gezeigt, das meine Kommentare anderen gegenüber auch manchmal etwas ,,over the line,, waren, wie Henriette so schön gesagt hatte. Ich werde mich dahin gehend etwas bessern. Dein Jakobsmuschel Tattoo war die Richtige Entscheidung und ich denke das du dadurch immer eine Verbindung und Erinnerung an deinen Camino mit dir trägst. Vielleicht werde ich dich ja bald auch mal in München besuchen kommen.      

 

Ich wünsche euch für die Zukunft alles gute und vielleicht trifft man sich nochmals auf einem Camino wieder. Es war eine sehr schöne Zeit mit euch.


Kommentare: 2
  • #2

    Yves-Marcel Wagner (Montag, 13 Juni 2022 14:30)

    Hi Paul. Thank you for your words. It was nice to meet, talk and walked with you on the Camino.

  • #1

    Paul Simpson (Montag, 13 Juni 2022 13:36)

    Guten Tag Marcel! I have enjoyed reading about the Camino from your perspective, and your messages to Udo and Nico are very sweet. It was great to meet you and I'll be watching your website for further adventures for sure.